Der Liederkranz am Ottenberg sagt Adieu:
Zum emotionalen Abschied mit Tränen erklingen in Weinfelden noch einmal schöne Lieder
Musikalische Feierstunde mit dem Männerchor «Liederkranz am Ottenberg». Er gab nach 145 Jahren sein letztes Konzert und verabschiedet sich mit Wehmut.
Bericht der Thurgauer Zeitung von Manuela Olgiati
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Noch vor den Jubiläumsfeierlichkeiten des 1880 gegründeten Männerchors «Liederkranz am Ottenberg» kommt nun die Auflösung. Der Chor gibt am Samstagnachmittag ein stimmiges Abschiedskonzert im evangelischen Kirchgemeindehaus Weinfelden.
15 Sänger, ein versierter Dirigent Roland Uhl, ein grosser Saal, gefüllt mit erwartungsfrohem Publikum. Da und dort ein bisschen Wehmut. Dieses Konzert ist etwas Besonderes, ein letzter Auftritt, ein Abschied oder wie es die Sänger nennen: ein Adieu.
Liebeslieder an ihre Frauen erklingen, auch Lieder über die Liebe zum Land und die Region stimmen die Sänger an. Drei Liedblöcke haben die Sänger vorbereitet, lebendig wie eine Forelle im Wasser erklingt ein kleiner Ausschnitt aus dem Repertoire. Dieses umfasste über 400 Lieder.
Sänger Andreas Balg moderiert diese emotionale Feier, an der rund 140 Gäste teilnehmen, mit launigen Worten. Er sagt auch: «Die haben ein paar Tränen verdrückt.» Die Sänger stimmen das Lied «Du fragsch, was i möcht singe» unter der Leitung von Dirigent Roland Uhl an.
Sie verehrten Katharina Kühne
Sänger Ruedi Gentsch hielt Rückschau auf eine bewegende Vereinsgeschichte und zeigte den silbernen Pokal, mit dem seit Beginn auf neue Sänger angestossen wurde. Sänger von der Sorte, die Wert auf hochwertige Lieder und Gesellschaftliches legen. Doch dieses Mal blieb der Kelch leer. Werbung für den singenden Nachwuchs blieb ganz aus. Dabei hat der Männerchor diverse Reisen unternommen, um bekannt zu werden und Auszeichnungen mit nach Hause zu bringen. Auch berühmte Dirigenten und Präsidenten hielten lange ihre Treue.
Ein Ende im Jubiläumsjahr
Sprecher des Chors, Ruedi Senn, sagte ganz am Schluss: «Dieser Moment stimmt mich nachdenklich.» Es sei Zeit, Danke zu sagen. Senn hatte erwähnt: «Die Sänger sind im Durchschnitt 72 Jahre alt.» Zu alt, um weiterzumachen. Ausserdem waren bei den Proben noch acht bis neun Mitglieder zugegen. «Zu wenig für ein Klangerlebnis», gemäss Senn.
Entstanden seien schöne Freundschaften, welche die Chorkrise lange überdauern. So ganz aufgeben mögen einzelne Sänger dennoch nicht. Senn erklärte, dass sich einzelne Männer für das gemeinsame Singen treffen wollen. Doch vor dem Apéro an der Frühlingssonne verlangte einer im Publikum das Thurgauer Lied. Dieses erklingt und einige singen mit. Dazu erheben sich die Gäste von ihren Sitzen und spenden grossen Applaus.